Vom Fischerdorf zum Seebad
Die Entwicklung des Strander Gebietes
Der östliche Dänische Wohld, in dem die Gemeinde Strande liegt, war um das Jahr 1000 von einem dichten Wald überzogen, den die Sachsen "Isarnhoe" (Eisenwald) nannten. Im 13. Jahrhundert prägten die Grafen und die Grundherrschaft des Adels die Region. Erstmals fand der Name Strande 1353 Erwähnung, als der Ritter Iwan von Reventlo seine Burg "hof zu Bülleke" und vier Wohnsitze, die am Strand lagen, verkaufte. Aus Bulleke (kleiner Hügel) wurde später Bülk. Im 16. Jahrhundert wird Strande erstmals in Kirchenbüchern erwähnt.
Das Adelsgeschlecht Rantzau besaß im 15. Jahrhundert die Güter Bülk und Knoop. Heinrich Rantzau erbte später (1571) die Güter Bülk, Scharrenhagen (Scharnhagen), das Dorf Eichhoff (Eckhof), das Dorf Neuen Bülk und das Dorf Strande.
Graf von Holck, Freund des dänischen Staatsministers, erwarb 1771 das Gut Eckhof und legte bis 1783 einen Landschaftsgarten an, in dem neben Bäumen, Gewächsen und Beeten Wege und Ruheplätze sowie Lauben und ein Teehaus zu finden waren. Ein literarischer Gesprächskreis um Gottlieb Klopstock traf sich oft auf dem Gut. 1786 hob Graf von Holck die Leibeigenschaft auf, die Bauern und Kätner in Scharnhagen und Strande wurden Erbpächter und das Dorf Freidorf wurde gegründet. 1791 erwarb Jens Peter von Neergaard als Besitzer der drei Güter in Strande für Eckhof den Fuhlensee.
Strande im 19. Jahrhundert
1827 ging J.P. von Neergaard in Konkurs. Alt Bülk erwarb Carl-August Rodde, Neu Bülk wurde an Heinrich Friedrich Janßen veräußert. Eckhof übernahm die Ehefrau von Neergaard. Die Landzunge "Bülkhuck" wurde 1806 an die Regierung abgetreten. Zu diesem Zeitpunkt wurde hier das erste Leuchtfeuer mit Lotsenwohnung installiert. 1843 brannte der hölzerne Leuchtturm ab und wurde 1867 von den Preußen wieder neu in Betrieb genommen. 1869 wurde die erste einfache Dampferanlegebrücke in Strande gebaut, die 1870 bereits wieder abgerissen wurde. 1890 erfolgte der Bau eines Anlegers für Wirtschaftsverkehr und Ausflügler.
1845 wurde von der Familie Sellmer für zwei Weber-Brüder, die "Weberkate" errichtet. Die wesentlichen Teile dieses Baues waren Reste eines im Kirchenspiel Gettorf abgebrochenen ehemaligen Pastorats. 1872 richtete eine schwere Sturmflut erheblichen Schäden an der Küste von Strande an. Daraufhin wurden später Schutzbefestigungen angelegt und der Fuhlensee durch einen Deich mit Schleuse gegen die See abgesichert (1873). Neben der Fischerei erfolgte in Strande das Trocknen von angetriebenen Seegras. Zu großen Bündeln zusammengewickelt, wurde es als Polstermaterial für Matratzen verwandt. 1867 setzte die preußische Kommunal- und Kreisordnung fest, dass Marienfelde, Rabendorf, Bülk-Leuchtturm und Strande als Orte, Neu- und Alt Bülk sowie Eckhof als Gutsbezirke dem Kreis Eckernförde unterstellt wurden.
Strande 1900 - 1950
Für die Entwicklung Strandes hatte die einsetzende Fördeschifffahrt große Bedeutung. Ab 1872 bestand nur ein regelmäßiger Fährbetrieb von Kiel nach Neumühlen. Dieser wurde 1887 bis Laboe und Strande ausgebaut. Neue Brücken entstanden am Strand, so dass neben dem Güterverkehr auch immer mehr Gäste mit Gepäck nach Strande kamen. Somit erlebte Strande seine erste Blütezeit als Ausflugsziel, wobei Gaststätten und Hotels den Gästen Verpflegung und Unterkunft anboten. Um 1900 gab es in Strande 12 Häuser, in denen 14 Familien wohnten. In den folgenden Jahrzehnten setzte rege Bautätigkeit ein. Sie umfasste Hotels, Gaststätten und private Häuser.
Strande blieb trotz des Aufschwungs von Kiel zur Großstadt mit Werften, Kriegsmarine und Kaiser-Wilhelm-Kanal, ein verschlafenes Dorf fern von jeder Betriebsamkeit. Es gab kein elektisches Licht oder fließend Wasser. Die Zufahrt war nur über Dänischenhagen möglich. Die Schule stand in Freidorf. 1906 gab es die erste feste Dampferbrücke, so dass das Strandleben und Fremdenverkehr seinen Anfang nahm. Besonders an den Wochenenden kamen die Gäste in Scharen.
Strande als selbständige Gemeinde
Am 26.9.1934 wurde nach Erlass des Preußischen Ministeriums des Innern die Großgemeinde Schilksee aufgelöst. Schilksee und Dänischenhagen wurden wieder Landgemeinden und Strande mit 420 Einwohnern wurde erstmals eigenständige Gemeinde. 1936 wurden bereits die ersten Segelregatten im Rahmen der Olympischen Spiele in Berlin in der Kieler Förde sowie Strander Bucht ausgetragen. Die Infrastruktur wurde in dieser Zeit verbessert, denn neben Neubauten für kinderreiche Familien, wurde Strande durch die Kieler Verkehrs AG erreicht und immer mehr Schiffe liefen den Hafen an, der 1939 neu eingeweiht wurde. Sogar ein großer Fuhrbetrieb mit 19 LKWs siedelte sich in Strande an. Die Zusammensetzung der Einwohner von 1937 zeigt, dass neben wenigen Selbständigen (Fischer, Gastwirte, Handwerker, Kaufleute, Landwirte und Gutsbesitzer) überwiegend Arbeiter in Strande lebten. Die meisten Häuser waren klein und spartanisch eingerichtet.
Im Laufe des II.Weltkrieges richtete die Wehrmacht Flakstellungen am Hafen und am Leuchtfeuer Bülk ein. Baracken für die Wehrmacht entstanden in Marienfelde, auf Alt- und Neu Bülk und am Leuchtturm. Strande blieb vom Bombenhagel verschont. 1942 verlagerte Paul Christian Scharstein seine Werft von Kiel nach Strande und betrieb dort zivilen Bootsbau. 1969 verkaufte die Familie das Werftgelände an den Kieler Yacht-Club. Ab Januar 1945 strömten immer mehr Flüchtlinge aus dem Osten nach Schleswig-Holstein und auch nach Strande. Bei Kriegsende lagen über 200 Schiffe in der Strander Bucht. Die Unterbringung erfolgte in den Hotels, Privatquartieren und alten Wehrmachtsbaracken. Die Einwohnerzahl schnellte 1946 auf 1288 Strander Bürger. 1948 bekam Strande seine erste Verkaufsstelle mit Backwaren, Süßigkeiten und Schlachterwaren, wie auch eine Fischräucherei.
Die Nachkriegszeit
Mühsam, aber beständig entwickelte sich in den Jahren nach Kriegsende die Infrastruktur. Lebensmittel-, Einzelhandel- oder Elektroläden entstanden. 1951 wurde die Deichstraße zwischen Schilksee nach Strande asphaltiert und immer mehr Siedlungshäuser wurden errichtet, um die bestehende Wohnungsnot zu mildern. Die Zufahrtsstraßen wurden ausgebaut und mit dem zunehmenden Autoverkehr war die Eröffnung einer Tankstelle notwendig, die Jahre später sogar zum Kfz-Meisterbetrieb ausgebaut wurde. 1956 erhielt Strande die Anerkennung als Fremdenverkehrsgemeinde, wobei im selben Jahr schon 12.596 Übernachtungen gezählt wurden. 1972 erhielt Strande eine eigene Flagge, nachdem durch die neue Ämterreform im Jahr 1970 das neue Amt Dänischenhagen entstand.
1972 waren die Baumaßnahmen im Rahmen der Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen der Segler in Schilksee abgeschlossen. Strande erhielt einen größeren Hafen, eine 4,5 km lange Promenade und einen Großparkplatz. Durch die neue Fördestraße konnte Strande nun noch schneller erreicht werden. Insgesamt sieben Wettfahrten wurden auf den Regattabahnen auf der Außenförde ausgetragen. Im September 1974 feierte die Gemeinde ihr 40. jähriges Bestehen. Ausflugs- und später auch Bestattungsfahrten konnten von Strande aus gechartert werden, die von der Ostmole starteten. In den 80iger Jahren entstanden Gebäude für die DLRG und das Hafenhaus. 1984 durfte die Gemeinde die Bezeichnung "Ostseebad" vor dem Ortsnamen führen.